Am Oberrhein größtes Potenzial für schwimmende PV auf Kiesseen in Baden-Württemberg

Schwimmende Photovoltaik, sogenannte Floating-PV, kann auch in Deutschland dazu beitragen, Flächennutzungskonflikte beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu entschärfen. Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE hat nun die Potenziale zur solaren Stromerzeugung für baden-württembergische Baggerseen in Auskiesung berechnet. Diese sind nicht für Freizeitaktivitäten, Tourismus, Natur- und Landschaftsschutz relevant und deshalb besonders für schwimmende PV geeignet. Laut der Studie könnten – unter Berücksichtigung solch praktischer Einschränkungen und je nach ökologisch motivierter Obergrenze für Seebelegungen mit PV – auf den künstlichen Gewässern des Bundeslandes Floating-PV-Anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt 280 bis 1.070 Megawatt installiert werden.

© Fraunhofer ISE
Wirtschaftlich-praktisch erschließbares Floating-PV-Potenzial der 69 als geeignet eingestuften Baggerseen in Auskiesung in Baden-Württemberg, bei einer maximalen Belegung von 45 Prozent der Seefläche. Die Anzahl der als geeignet eingestuften Baggerseen ist der jeweiligen Region vermerkt.

Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg betrachten die Forscher des Fraunhofer ISE Baggerseen in Auskiesung – also ohne begonnene oder vollzogene Renaturierung – und berechneten deren wirtschaftlich-praktisch erschließbare Potenziale für Floating-PV. Dafür bestimmten sie für jeden einzelnen dieser Seen in Baden-Württemberg, welche Teilflächen der Wasseroberfläche sich für schwimmende PV eignen und welche nicht. 

Je nachdem, wie hoch man die Belegungsdichte und -obergrenze für PV-Module auf den insgesamt 69 als geeignet ermittelte Gewässerflächen wählt, beläuft sich für diese Seen das wirtschaftlich-praktisch erschließbare Potenzial an installierter Leistung auf 280 bis 1.070 Megawatt. Am meisten geeignete Wasserfläche fanden die Studienautoren am Oberrhein. »Dies entspricht der hohen Seendichte und dem gehäuften Vorkommen von Sanden, Kiesen und Schottern in dieser Region«, sagt Konstantin Ilgen, Mitautor der Studie am Fraunhofer ISE. »Gleichzeitig kann der erzeugte Strom direkt vor Ort durch die angrenzenden Kieswerke verbraucht werden. Deren Strombedarf ist zumeist recht hoch und muss dadurch nicht mehr durch fossile Energieträger gedeckt werden.«

© Fraunhofer ISE
Flächenscharfe Auswertung eines Baggersees in Auskiesung in Hinblick auf schwimmende Photovoltaik. Die grün eingefärbte Fläche ist geeignet, die gelb eingefärbte bedingt geeignet und die rote ungeeignet für die Installation einer Floating-PV-Anlage.

Bei Baggerseen in Auskiesung wird davon ausgegangen, dass sich durch die andauernden Kiesarbeiten noch kein Ökosystem mit hoher Biodiversität oder geschützten Arten entwickeln konnte. Da eine umweltverträgliche Implementierung der Technologie in Baden-Württemberg angestrebt wird, werden durch diese Beschränkung Unsicherheiten hinsichtlich der Auswirkungen von Floating-PV auf die Seenökologie minimiert. Würde man Baggerseen mit schon vollzogener Auskiesung in die Betrachtungen mit einbeziehen, verdoppelte sich die Summe aller Floating-PV-Potenzialflächen nahezu

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